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Der erste Containerzug aus Hamburg mit dem winkenden Investor Kurt Plathe im Führerstand der neuen Necoss-Lok von Siemens läuft im Black Forest Terminal im Horber Industriegebiet Heiligenfeld ein.
Der erste Containerzug aus Hamburg läuft im Black Forest Terminal im Horber Industriegebiet Heiligenfeld ein. Foto: Wolfgang Schlumberger

Interview: Necoss-Geschäftsführer Sebastian Doderer zum neuen KV-Terminal im Schwarzwald 

Am 10. Januar 2023 ist mit dem Black Forest Terminal (BFT) in Horb (Neckar) ein neuer Umschlagpunkt für den Kombinierten Verkehr in Betrieb gegangen. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann bezeichnete das Terminal als „wertvolle Investition in eine saubere Zukunft“. Das Transportunternehmen Necoss bietet seit dem Start zwei feste Zugumläufe pro Woche zwischen Horb und dem Hamburger Hafen an. Dadurch können wöchentlich bis zu 200 Lkw-Fahrten eingespart und 18.000 Container im Jahr zusätzlich über die Schiene transportiert werden. Necoss-Geschäftsführer Sebastian Doderer spricht im Interview mit uns über die Bedeutung des neuen Terminals, die neue Necoss-Relation bei modility und die Schiene als leistungsfähige Transportalternative.

Moin Herr Doderer, das Jahr 2023 startete für Sie mit der Eröffnung des Black Forest Terminals direkt mit einem Highlight. Was bedeutet der neue Umschlagplatz für den Güterverkehr in Deutschland und der Region?

Sebastian Doderer: Das Terminal bietet eine ganz neue Möglichkeit für den Transport von Containern nach Baden-Württemberg. Necoss ist seit der Gründung vor 20 Jahren zwischen den deutschen Seehäfen und Baden-Württemberg unterwegs und wir kennen somit die dort vorhandenen Engpässe und Probleme sehr gut. Es wurden schon viele Projekte zur Erhöhung der Kapazitäten gestartet, aber nur selten konnte am Ende auch tatsächlich etwas umgesetzt werden. Das Black Forest Terminal in Horb konnte dagegen dank der Zusammenarbeit von Politik, lokaler Wirtschaft und Transportwirtschaft sehr schnell realisiert werden. Zwischen Planfeststellungsbeschluss und Fertigstellung lagen nur 6 Monate – das ist sehr selten in Deutschland und ein echter Glücksfall.

Wie kam es zu der Entscheidung, Horb als neuen Standort in das Necoss-Netzwerk aufzunehmen?

Sebastian Doderer: Das neue Terminal in Horb beruht auf einer Initiative der lokalen Wirtschaft, also der Verlader aus der Region Nordschwarzwald sowie der Transportwirtschaft in Form von Straßenspediteuren, die teilweise auch Intermodalleistungen anbieten. Durch unsere Firmengeschichte sind wir seit Jahrzehnten mit vielen dieser Unternehmen verbunden und im engen Austausch. Weil von Anfang an klar war, dass hier kein zentral geplantes Riesenterminal, sondern ein regional strukturförderndes Projekt realisiert werden soll, haben wir die Ideen bereits seit der Planungs- und Vorbereitungsphase intensiv unterstützt. Wir sind nun aktuell auch die ersten, die das Black Forest Terminal anfahren. Aber jeder weiß, dass so ein Terminal grundsätzlich für verschiedene Operateure offen ist und es perspektivisch auch von vielen weiteren Zuganbietern genutzt werden wird.

Container werden nach ihrer Ankunft mit dem Reachstacker entladen. Foto: Wolfgang Schlumberger

Welche Bedeutung hat die Relation zwischen Hamburg und Horb für den Güterverkehr auf der Nord-Süd-Achse?

Sebastian Doderer: Die Verbindung von Hamburg nach Horb ist eine sehr gute Ergänzung für den starken Wirtschaftsraum südlich von Stuttgart bis zur Schweizer Grenze. Baden-Württemberg ist bekannt als Land der versteckten Weltmarktführer. Es gibt dort sehr viel mittelständische Industrie und Exportgeschäft. Gleichzeitig ist es eine sehr wohlhabende Region, sodass sich auch bei den Importen viel tut. Nachdem die Direktverbindung von Hamburg nach Singen eingestellt wurde, gab es südlich von Stuttgart hinsichtlich KV-Anbindungen eigentlich nichts mehr. Die neue Strecke bietet nun wieder eine Möglichkeit für den Güterverkehr auf der Nord-Süd-Achse bis zum Schwarzwald.

Horb ist außerdem besonders interessant, weil die Ladung durch die zusätzlichen 60 Kilometer Bahntransport ab Stuttgart nicht per Lkw durch den stauanfälligen Großraum Stuttgart transportiert werden muss, um Ziele wie den Schwarzwald, die Schwäbische Alb oder den Bodensee zu erreichen. Das wirkt sich am Ende natürlich auch positiv auf die Ökobilanz aus.

Wie häufig fährt Necoss das Terminal an?

Sebastian Doderer: Wir fahren derzeit zweimal pro Woche. Das ist das, was mit einer Lokomotive und einer Wagengarnitur möglich ist. Horb liegt nicht direkt an der Hauptstrecke wodurch ein paar bahnbetriebliche Zusatzaufwände verursacht werden. Es steht allerdings schon fest, dass die Zuführstrecke bis zum Terminal im kommenden Jahr ausgebaut wird, sodass wir spätestens dann auf drei Umläufe aufstocken wollen. So ein neues Projekt muss auch erst einmal zum Fliegen kommen.

An wen richtet sich das neue Angebot?

Sebastian Doderer: Unser Transportangebot richtet sich wie unsere anderen Züge auch an Großverlader, Reedereien und Spediteure, die bei uns Containertransporte buchen können. Wir bieten dies sowohl im reinen Bahnverkehr als auch im Kombinierten Verkehr an. Das heißt, dass wir Partner vor Ort haben, mit denen wir den kompletten Transport vom Hamburger Hafenterminal bis zur Laderampe in allen Gemeinden Baden-Württembergs anbieten.

Warum sollte ich als Spediteur in diesem Fall lieber den KV oder die Bahn buchen, statt wie bisher den Lkw?

Sebastian Doderer: Weil Sie zum einen etwas für die Umwelt und zum anderen für Ihren Geldbeutel tun.

Die neue Relation ist ab sofort bei modility buchbar. Welche Rolle spielt das Online-Portal für Ihr Unternehmen?

Sebastian Doderer: Gerade bei neuen Projekten wie diesem, bei dem wir auch neue Kunden ansprechen möchten, ist eine zentrale Vermarktungsplattform wie modility sehr hilfreich. Aufgrund der hohen Reichweite ist das Portal für uns eine ideale Ergänzung als Vermarktungsmöglichkeit und Vertriebsweg. Wir hoffen, so noch mehr Aufmerksamkeit auf dieses neue Angebot lenken zu können. Je mehr Menschen davon hören, desto besser.

Sind derzeit noch andere Erweiterungen des Necoss-Netzwerks geplant?

Sebastian Doderer: Wir arbeiten grundsätzlich immer an neuen Verkehren. Bei vielen Dingen ist es noch zu früh, um etwas Konkretes zu sagen. Fest steht aber schon, dass wir mit unseren Partnern in Baden-Württemberg an einer Verbindung zwischen dem Terminal Horb und der Adria arbeiten. Das ist dann nochmal eine sinnvolle Ergänzung, denn in dieser Region gibt es einerseits viel Verkehr in den Nahen Osten, andererseits können bei Verkehren nach Baden-Württemberg tausende Seemeilen Schiffstransport eingespart und damit enorme Zeit- und CO2-Einsparungen generiert werden.

Letzte Frage: Die globalen Lieferketten stagnieren. Warum ist die Schiene die richtige Antwort darauf?

Sebastian Doderer: Weil sie die leistungsfähigste Inlandstransport-möglichkeit ist. Die Schiene hat im vergangenen Jahr bewiesen, dass sie auch unter sehr schwierigen Bedingungen in der Lage ist, Mengen zu bewegen, die mit anderen Verkehrsträgern in Deutschland nicht möglich wären. Gerade wenn wir uns die Seehäfen in Hamburg und Bremerhaven anschauen, dann reden wir über Größenordnungen von mehreren Millionen TEU pro Jahr, die auf der Schiene laufen, was sonst gar nicht anders darstellbar wäre.

 

Die Entwicklung der Schiffsgrößen hat außerdem dazu geführt, dass das Aufkommen an Hinterlandverkehren nicht mehr stabil durch die Woche läuft, sondern sehr starken Peaks bei den wenigen Anläufen großer Schiffe unterliegt. So müssen teilweise mehrere zehntausend Container innerhalb von 36 Stunden gelöscht werden. Diese Transportkapazität kann nur die Schiene leisten.

Vielen Dank, Herr Doderer! 

Necoss-Geschäftsführer Sebastian Doderer im Interview
Necoss-Geschäftsführer Sebastian Doderer. Foto: Necoss

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